. Erster Zeitraum.
Rom unter Königen. (754—510 v. Chr.)
§. 11. Vomulus. 754—716.
Die Bevölkerung Roms war anfangs nur klein, erhielt
aber bald einen bedeutenden Zuwachs durch neue Ankömmlinge
aus der Umgegend. Romulus, der erste König, inachte nämlich
den capitolstischen Hügel zu einer Freistatt (Asyl) von Landes-
flüchtigen aus andern Städten Italiens. Hier fand Jeder, wel-
cher Lust hatte, Aufnahme und genoß des Schutzes der römischen
Anbauer: Freie und Sklaven, Schuldlose und Verbrecher ohne
Unterschied. Nur eines noch fehlte der jungen Bürgerschaft —
Weiber. Nomulus schickte deshalb Gesandte nach den benach-
barten Städten und ließ um Heirathsverträge anhalten; aber
überall wurden sie abgewiesen. Ja, man fragte sogar höhnisch:
warum zu Rom nicht auch für schlechte Weiber ein Asyl eröff-
net wäre; das erst würde Gleichheit in der Ehe bringen!
Hierüber entrüstete sich Romulus und nahm seine Zuflucht zu
einem Gewaltstreiche. Er veranstaltete zu Ehren des Gottes
Neptun ein glänzendes mit Aufzügen und Wettkämpfen verbun-
denes Fest, die Consualia, und ließ die Bewohner sämmtlicher
Nachbarstädte dazu einladen. Sie folgten dieser Einladung,
und vor Allen fanden sich die Sabiner mit ihren Weibern und
Töchtern zahlreich ein.' Und während sie nun alle in harmloser
Fröhlichkeit den Festlichkeiten zuschauten; da plötzlich stürzten auf
ein gegebenes Zeichen die rüstigsten Römer in den Haufen der
Zuschauer und raubten die Töchter der herübergekommenen Gäste.
Die bestürzten Eltern flohen jammernd und weheklagend nack-
allen Seiten auseinander.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit]]
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küßte die Erde, als die gemeinschaftliche Mutter aller Sterblichen.
Der Spruch des Gottes ging an ihm in Erfüllung. Brutus
fand bald Gelegenheit, die Maske abzuwerfen und der Retter
und Befreier Roms zu werden. Tarquinius belagerte Ardea,
die befestigte Hauptstadt der Rutuler, die sich ihm nicht hatte
unterwerfen wollen. Eines Tages, als im Lager die königlichen
Söhne mit ihrem Vetter, dein L. Tarquinius Collatinus, bei
einem fröhlichen Gelage zusammen waren, kam das Gespräch
auch auf ihre Frauen, und Jeder räumte der seinen den Vorzug
ein. Es wurde beschlossen, sie in Rom zu überraschen. Lucretia,
Collatin's Gattin-, trug den Preis davon. Die anderen Frauen
fand man schwärmend in frohen Gesellschaften, während die Lu-
cretia allein sittsam und häuslich im Kreise ihrer arbeitenden
Sklavinnen saß. Einige Tage nachher ritt Sertus allein aus
dem Lager uach Rom zurück und entehrte mit roher Gewalt die
edele Lucretia, deren Schönheit in dem Herzen des wüsten Jüng-
lings eine unselige Leidenschaft entzündet hatte. Die unglückliche
Frau wollte ihre Schmach nicht überleben. Schleunigst ließ sie
ihren Gemahl nebst Brutus und einigen andern bewährten Freun-
den aus dem Lager herüberkommen, klagte ihnen jammernd die
erlittene Unbilde und stieß sich im Übermaße des Schmerzes vor
ihren Augen einen Dolch in die Brust. Da erhob sich zum Er-
staune« Aller der früher verkannte Brutus. Während Vater und
Gatte wehklagten, riß er den blutigen Dolch aus der Wunde,
ließ die Leiche der Selbstmörderin öffentlich auf dem Markte zur
Schau ausstellen und schwur Rache dem Frevler und der ganzen
königlichen Familie. Er hielt eine begeisternde Rede an das ver-
sammelte Volk und schilderte mit den grellsten Farben die Un-
thaten des Tarquinius und die Schmach des Volkes und wirkte den
Beschluß aus, nach welchem die Königswürde abgeschafft und Tar-
quinius mit seiner Familie auf immer verbannt wurde'). Sogleich
wurden alle Thore geschlossen, während der unermüdliche Brutus
nach dem Lager eilte und, in Abwesenheit des Königs, auch das
Heer gewann, so daß es sofort nach Rom aufbrach und sich hier
an die Bürger anschloß. Jetzt, von der Stadt und den Trup-
x) Incensam multitudinem perpulit (Brutus), ut imperium regi ab-
rogaret exulesque esse juberet L. Tarquinium cum coniuge ac liberis
Uv. I. 59.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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seine Anhänger zu belohnen, ernannte er aus dein Stande der
Luceres hundert neue Senatoren. Diese standen jedoch an Rang
den altern nach und hießen deshalb auch Väter zweiter Klasse
Auch war er gesonnen, die sämmtlichen Neubürger mit den Alt-
bürgern in den Hauptrechten gleichzustellen und zu dem Zwecke
aus jenen drei neue Tribus mit neuen Namen zu bilden. Da-
gegen aber trat der Augur Attus Navius als Organ der Alt-
bürger auf, welche diesen Neuerungen natürlich feind waren.
Als der König sein Vorhaben nicht durchsetzen konnte, so nahm
er wenigstens von den Neubürgern die edelsten Geschlechter in
die drei alten Tribus als Raumes, Titics und Luceres seeundi
oder zweiten Ranges auf* 2}. Eben so verdoppelte er die Zahl
der Ritter, so daß sie jetzt sechs Centurien bildeten.
Ein besonderes Verdienst erwarb sich Tarquinius durch die
Befestigung und Verschönerung Roms. Statt des alten Erd-
wallcs ließ er eine steinerne Mauer um die Stadt aufführen.
Den freien Platz zwischen dem palatinischen und kapitolinischen
Hügel, das Forum oder den Markt, wo die Versammlungen
gehalten wurden, schmückte er mit Hallen und Säulengängen.
Er legte den Grund zu dem Circus maximus, einem sehr großen
offenen Gebäude für Kampfspiele aller Art. Auch legte er den
Grund zu dem berühmten Capitol, der mächtigen Tempelburg
des Jupiter auf dem capitolinischen Hügel. Am staunenswerthe-
stcn aber waren die Kloaken, die noch zur Zeit des Kaisers
Augustus allgemeine Bewunderung erregten. Es waren große
unterirdische Kanäle, durch welche aller Unflat aus der Stadt
in die Tiber geleitet wurde. Sie waren so fest ausgemauert,
daß sie in der Folge die größten über ihnen erbauten Thürme
und Paläste trugen. Ein Wagen voll Heu konnte bequem unter
ihnen hinfahren. Solche Kloaken waren in Rom um so nöthi-
ger, weil die Stadt auf mehren Hügeln lag und bei eingefalle-
nen Regen die Wege schlüpfrig und unsicher werden mußten,
besonders in den Vertiefungen zwischen den einzelnen Hügeln,
wo aller Unflat zusannnenfloß. Endlich legte er noch künstliche
*) Patres minorum gentium.
2j Ramnes, Tities et Luceres primi wartn dkmnach btc Attburgcr;
Ramnes, Tities et Luceres secundi (minorum gentium) die Neuburger.
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Diktator verwundete den König Tarquinius, der ungeachtet des
hohen Alters an der Schlacht Theil nahm. Zwei Söhne und
der Schwiegersohn des Tarquinius fielen, und das Glück des
heißen Tages neigte sich auf die Seite der Römer. Da endlich
floh der hoffnungslose König, aller seiner Kinder beraubt, nach
Cumä in Campanien. Hier rief bald nachher der Tod den
lebensmüden Greis von dem Schauplatze seiner vieljährigen Leiden.
Schon im dritten Jahre nach der Schlacht am See Regillus
wurde der alte Bundesverein zwischen den Römern und Latineru
und das Verhältnis beider Völker gegen einander wieder herge-
stellt und befestigt.
Streit zwischen den Patriciern und Plebejern
von 500 bis 300 vor Chr.
§. 19. Die Volkstribuncn. 493.
Rom schien nach aufgehobener Königsregierung vollkommen
frei zu sein. Allein die Freiheit genossen nur die Patricier, nicht
die Plebejer. Statt der Könige, die sich im Ganzen wohlwollend
gegen die Gemeinde bewiesen hatten, um an ihr eine Stütze zu
finden gegen die herrschsüchtigen Patricier, regierten jetzt diese
selbst mit den aus ihrer Mitte erwählten Consuln. Sie beklei-
deten ausschließlich alle öffentlichen Ämter, sie richteten nach ihrer
Willkür das Volk, sie hatten den Nießbrauch der Staatslände-
reien, die sie gegen hohen Zins den Plebejern verpachteten. In
den vielen Feldzügen eines jeden Jahres ließ der Patricier seine
Ländereien durch Clienten oder Sklaven bebauen. Das konnte
der arme Plebejer nicht; er mußte sie wüst liegen lassen oder
sein kleines Eigenthum oft sogar verkaufen, um nur die Kosten
des Feldzuges zu bestreiten; denn für Waffen und Lebensunter-
halt während desselben mußte Jeder selbst sorgen. Eben sowenig
konnte er bei anwachsender Verlegenheit des Hausstandes eine
Minderung der Landsteuer gewinnen, welche nach dem Wortlaut
der einmal aufgenommenen, für vier Jahre gültigen Schätzung
mit unerbittlicher Strenge eingetrieben wurde. Und kam er
nun aus seinen Freiheitsschlachten zurück, so fand er seine Felder
verwildert oder vom Feinde selbst verheert und gerieth mit Weib
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thager i mmer weiter über Afrika aus, und-in der(.Blüthezeit
mogte man in Afrika allein gegen dreihundert mehr oder weni-
ger von ihnen abhängige Plätze finden, von denen die meisten
wohl durch unmittelbare Stiftung entstanden waren. Allein
nicht bloß, auf Afrika beschränkten sich ihre Niederlassungen. Sie
besaßen auch die drei Balearen Majorka, Minorka und Jvizza;
die Inseln: Malta (Melite), Gozzo (Gaulos) und Elba (Ai-
thalia); Sardinien (Sardo) und Corsica (Kyrnos); ferner den
südwestlichen Küstenstrich Spaniens mit dem altphönizischen Aus-
gangspunkte Cadir (Gades); und die Nordküfte Siciliens mit
den Städten Soloeis, Panormus und Motpe, nebst den kleinen
Inseln bei Sicilien, z. B. den Liparischen. Eine so ausgebreitete
Herrschaft über ferne Länder und Meere hin erwarb und sicherte
sich Karthago durch seine trefflich bemannte und befehligte Flotte
von hundertfünfzig bis zweihundert größeren Schiffen, für welche
die geräumigen und festen Werften des inneren Hafens bestimmt
waren. Das Landheer bildeten meist Söldner aus allen Nationen;
die Bürgerwache, oder die soganannte heilige Schar, diente nur
in Nothfällen der Hauptstadt. Auch Streitwagen und Elephan-
ten wurden nach asiatischer Sitte bei ihrem Heere gebraucht.
Rom hatte bis dahin durch zwei Handelsverträge, und selbst
durch ein Bündniß gegen Pyrrhus, mit dieser erobernden Han-
delsrepublik in friedlichem Verkehre gestanden. Über Sicilien
aber, nach dessen Besitze Beide strebten, erwachte eine gegensei-
tige Eifersucht; und es ging in Erfüllung, was der epirotische
König ahnend vorhergesagt hatte: „Sicilien wird dereinst eine
Palästra zwischen Rom und Karthago sein."
Es hatten nämlich Ca mp an er, die sich wegen ihrer Tap-
ferkeit Mamertiner, d. i. Söhne des Mars, nannten, bei
Agathokles, dem Könige von Syrakus, als Miethstruppen ge-
dient. Als sie nach dessen Tode aus dem Dienste entlassen wa-
ren, schweiften sie als herrenloses Gesindel raubend umher, über-
fielen die Stadt Messana, das heutige Messina und verübten
hier die unerhörtesten Gräuelthaten. Da eilte der neugewählte
syrakusische Feldherr und nachherige König Hiero herbei und be-
lagerte sie in der festen Stadt Messana. In dieser Noch such-
ten die Bedrängten, unter sich uneinig, Schutz und Hülfe, einige
bei den Römern, andere bei den Karthagern. Der römische
Weiter, Geschichte der Römer. j[Q
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Afrika Malta Gozzo Elba Sardinien Spaniens Sicilien Karthago Sicilien Rom Karthago Syrakus Messana Messina Messana
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theilen zu müssen, schien ihnen dem Verluste derselben gleich zu
kommen. Lieber gar keine Kinder groß ziehen, sagten sie, als
solche, welche einst Andere im Besitz ihrer Würden sehen müßten.
Je mehr Jene verlangten, desto entschiedener war der Wider-
stand, den sie ihnen entgegensetzten. Die Plebejer aber wurden
von ihren Führern ermahnt, nicht nachzulassen: fortgesetzte An-
strengungen würden sie an das Ziel bringen, wo sie den Patri-
ciern wie an Verdienst, so an Ehre gleichstehen würden '). Die-
ses Ziel aber sei das Consulat; denn erst an dem Tage, an
welchem die Plebejer zu diesem gelangten, würde ihnen Alles
zufallen, was die Patricier auszeichne; — groß als Besitz für
sie, herrlicher als Erbe für ihre Kinder. Um das Consulat
entbrannte denn auch der Streit am heftigsten; die Patricier
wandten Alles auf, sich den alleinigen Besitz desselben zu erhal-
ten. Doch wußten sie für ihr Weigerung keinen anderen Grund
anzugeben, als daß ein plebejischer Consul au der Spitze Roms
etwas Unerhörtes sei, und daß ein solcher keine Auspicien würde
halten dürfen. Und warum, fragten die Tribunen, könnte nicht
auch etwas Neues eingeführt werden? Ist es im römischen
Staate noch nie geschehen, wenn es nützlich befunden wurde?-)
Der aus Religion hervorgenommene Grund entrüstete die Ple-
bejer vollends, weil sie sich dadurch als ein den Göttern miß-
fälliges Geschlecht bezeichnet sahen I. Doch verließen sie den
friedlichen Weg, den sie eingeschlagen hatten, nicht; sie konnten
sich rühmen, daß ihre Mäßigung den Ausbruch eines Waffen-
kampfes verhindert habe. Sie gelangten an's Ziel, ohne daß
die Verfassung verletzt, und die Ehrfurcht vor den Gesetzen er-
schüttert war; kein vergossenes Bürgerblut, kein revolutionärer
Frevel befleckte ihren Sieg. Roms Zwietracht hatte seine Feinde
ermuthigt und gestärkt; aus der Eintracht in seinem Innern giu-
i) Conando agendoque jam eo gradum fecisse plebejos, unde si
pono adnilantur, pervenire ad summa el patribus aequari tam honore
quam virtute possent. Liv. Vi. 35
'*) Nullane res nova institui debet? et quod nondum est factum
(multa enim nondum sunt facta in novo populo) ea, ne si utilia qui-
dem sint, fieri oportet? Ib. Iv. 4.
a) Plebes ad id maxime indignatione exarsit, quod auspicari, lan-
quam invisi diis immortalibus, negarentur posse. Ib. Iv. 6.
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waltete Cato mit unerbittlicher Strenge sein Amt und verfolgte
jede Pracht und Üppigkeit, so daß er sich den Haß der Vorneh-
men zuzog. Er selbst wurde auf ihren Betrieb vier und vierzig
Mal während seines Lebens angeklagt, aber jedesmal vom Volke
freigesprochen, das in dem Feinde der Vornehmen seinen Freund
verehrte und begünstigte.
§. 44. Zweiter makedonischer Krieg gegen Perseus. (171 —168).
Seit dem verhängnißvollen Tage bei Kynoskephalä hatte
Philipp unablässig dahin gestrebt, die gesunkene Macht Makedo-
niens wieder zu heben. Während des Krieges der Römer in
Syrien gelang es ihm auch, sein Gebiet durch Eroberungen in
Thessalien und Thracien zu vergrößern. Unter den eroberten
Städten waren auch mehre, auf welche Eumenes, der König von
Pcrgamus, Ansprüche machte. Und sofort wandte sich dieser an
die Römer und erhob die bittersten Klagen über die Herrsch-
sucht Philipp's und dessen kriegerische Plane. Die Römer for-
derten den Philipp auf, die Eroberungen herauszugeben und sich
wegen der angebrachten Beschwerden zu verantworten. Der Kö-
nig gehorchte zwar; aber der Ausruf: „es sei noch nicht aller
Tage Abend gekommen ')," den er in seiner Erbitterung ausstieß,
zeigte deutlich sein Vorhaben, den Krieg zur rechten Stunde wie-
der aufzunehmen. Sein Sohn, der junge liebenswürdige De-
metrius, der mehre Jahre als Geißel zu Rom gelebt hatte,
übernahm hier vor dem Senate die Vertheidigung des Vaters
und wirkte nur mit Mühe Verzeihung für ihn aus. „Nur aus
Achtung für den Sohn — erklärte der Senat — sei er bereit,
dem strafwürdigen Vater zu vergeben." Und um den Samen
der Zwietracht in die königliche Familie selbst auszustreuen und
diese sicher zu verderben, gab man dem jungen Prinzen zu ver-
stehen, ihm, und nicht seinem ältcrn Bruder Perseus habe
man die Krone Makedoniens zugedacht. Seitdem faßte Perseus
einen tödtlichen Haß gegen seinen Bruder und suchte auf alle
Weise, den Nebenbuhler aus dem Wege zu räumen. Er ver-
dächtigte ihn beim Vater als einen gefährlichen Freund und An-
hänger der Römer, der sogar seinem eigenen Vater nach Krone
J) Nondum omnium dierum solem occidisse. Liv. Xxxix, 26.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
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Extrahierte Personennamen: Cato Philipp Philipp Philipp Philipp
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Abtretung Spaniens und aller Inseln im Mittelmeere an. Sci-
pio aber forderte im stolzen Vorgefühle des Sieges unbedingte
Unterwerfung. Da brach Hannibal die Unterhandlung ab; der
Gott der Schlachten sollte jetzt entscheiden. Am folgenden Tage
begann der blutige Kampf. Mit Muth und Anstrengung fochten
beide Heere, aber die Kräfte waren zu ungleich. Hannibal hatte
außer wenigen Kerntruppen, die er aus Italien mitgebracht, nur
ungeübte, erst vor Kurzem geworbene Miethssoldaten. Er er-
munterte sie durch Wort und That, aber sein ermunternder
Schlachtruf verhallte wie ein matt rollender Donner; von allen
Seiten wich das feige Miethsgest'ndel zurück. Auf das hart-
nackigste fochten aber die altgedienten Krieger, die er selbst an-
führte. Er stand, wie sonst, mitten im Gedränge, wo der Kampf
am hitzigsten war, ihnen zur Seite. Alle Angriffe der Römer
wurden von diesen Tapfern mit unerschütterlichem Muthe zurück-
geschlagen. Endlich jedoch brach auch ihre Kraft; Hannibal ent-
kam mit einer kleinen Schar nach Adrumetum. Dieser rieth jetzt
selbst seinen Mitbürgern zum Frieden, als zu dem einzigen Ret-
tungsmittel vor völligem Untergange; auch Scipio wünschte ihn,
damit nicht etwa ein anderer Consul ihm die Ehre rauben mögte,
den Krieg geendigt zu haben. Das von der Land- und Seeseite
her bedrohete Karthago nahm den Frieden an, welchen der Sie-
ger unter sehr harten Bedingungen bewilligte. Es mußte auf
Spanien, seine letzte Kraft, verzichten; seine Flotte bis auf zehn
Schiffe, zur Nothwehr gegen Seeräuber, ausliefern; den Ma-
sinissa, seinen Erbfeind und künftigen Beobachter, als König
von Gesammt - Numidien anerkennen; innerhalb fünfzig
Jahren zehntausend Talente (fast zwölf Millionen Thaler) Krie-
geskosten bezahlen und geloben, keinen Krieg ohne Einwilligung
der Römer zu führen. Nicht ohne Widerspruch wurden diese
Bedingungen im folgenden Jahre (201) in Rom vom Senate
bestätigt.
Jetzt kehrte Scipio über Sicilien nach Rom zurück. Der
ganze Weg durch Italien glich einem ununterbrochenen Triumph-
zuge. Alle Straßen, auf welchen er reifete, waren mit Menschen
angefüllt; alle wollten den Helden sehen, der den furchtbarsten
Feind Roms besiegt und seine Vaterstadt auf den höchsten Gip-
fel der Macht und des Ruhmes erhoben hatte. Als er sich Rom
Wetter, Geschichte der Römer, 12
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
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Erstürmung Karthago's sich ausgezeichnet, indem er der Erste
war, der die Stadtmauer erstieg. In dem Kriege gegen Nu-
mantia diente er als Quästor und trug dort wesentlich zur Ret-
tung des Heeres bei. Schon auf seiner'reise dahin, in Etru-
rien, soll er, erschüttert durch den Anblick der Landleute, die hier
neben den unermeßlichen Gütern der Reichen und ihren Sklaven-
heeren, in der größten Armuth und Roth lebten, den Plan ge-
faßt haben, dereinst als Retter des bedrängten Volkes aufzutre-
ten. Dieses sollte durch Eigenthum besonnen, durch Arbeit auf
eigenem Grund und Boden wieder stark und selbständig werden.
Nach seiner Wiederankunft in Rom zog er mehre der angesehensten
Männer zu Nathe, und diejenigen, die mehr das allgemeine Wohl,
als ihren eigenen Vortheil im Auge hatten, billigten, seinen Plan
und munterten ihn auf, ihn zur Ausführung zu bringen; wie
der große Rechtsgelehrte Mucius Scävola, der damals Cónsul
war und der Pontifer marimus, Crassus. Auch das Volk hatte
bereits Kunde von seinem menschenfreundlichen Vorhaben erhal-
ten, und forderte ihn bald durch lauten Zuruf, bald durch Zet-
tel an Denkmälern und Säulenhallen zur Ausführung auf. Jetzt
säumte er nicht länger. Er bewarb sich um die Würde eines
Volkstribunen, die seine Person unverletzlich machte, und ihn in
den Stand setzte, seine großen Entwürfe zum Besten des Volkes
auf gesetzlichem Wege auszuführen; und als er zu dieser Stelle
unter großem Beifalle des Volkes erwählt war, ging er mit
Muth und Besonnenheit an das große Werk.
Im Jahre 133 erneuerte er das alte, längst in Vergessen-
heit gerathene licinische Ackergesetz (lex agraria), jedoch
mit manchen mildernden Bestimmungen. Die Hauptpunkte seines
Antrages waren folgende: 1. Kein Bürger soll mehr als 500
Jucharte vom Staatslande besitzen 2); jedoch soll es gestattet
sein, daß jeder noch unter väterlicher Gewalt stehende Sohn
außerdem die Hälfte, 250 Jucharte, habe. 2. Das abzutretende
Land soll unter die armen Hausväter als ächtes, unveräußerliches
Eigenthum gleichmäßig vertheilt werden. 3. Den frühern Be-
sitzern soll für die Kosten, welche sie auf die Kultivirung des
2) Ne quis ex publico agro plus quam quingeuta jugera possideret.
Liv. epit. Lviii. Fünfhundert Jugera (Jucharte) sind ungefähr 490
Magdeburger Morgen.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht]]
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235
allein er nahm sie nicht. Alle sollten sehen, wie Rom seinen
Retter und Wohlthäter belohnt habe, und glühend vor Rache zog
er mit seiner Bande dahin. Auch der kühne Demokratenführer
Sertorius war bereits mit seiner Schar vor Rom angekom-
men, und die Stadt wurde von allen Seilen ans das engste ein-
geschloffen. Sie war auf keine Belagerung gefaßt, und grenzen-
los war die Verwirrung und Nathlofigkeit. Scharenweise stürz-
ten die Sklaven aus den Thoren und verbanden sich mit den
Feinden. Endlich, als auch Hungersnoth und Seuche ausbrach,
faßte der Senat den Beschluß, mit Cinna wegen des Friedens
zu unterhandeln und schickte deshalb Gesandte in sein Lager.
Cinna empfing sie mit der Frage, ob sie zu ihm als einem Con-
sul oder als Privatmann kämen; und als sie hierauf nicht zu
antworten wußten, entließ er sie sogleich. Da legte Merula
freiwillig sein Consulat nieder; und nun konnte der Senat den
Cinna als Consul anerkennen und von neuem mit ihm unter-
handeln. Dieser saß auf seinem curulischen Sessel, das Scepter
in der Hand, umgeben von dem ganzen Glanze seiner consula-
rischen Würde, als die zweite Gesandtschaft vor ihm erschien.
Schweigend, aber verächtlich lächelnd stand Marius neben dem
curulischen Sessel, als die Gesandten im Namen des Senats den
Consul demüthigst baten, von der Stadt Besitz zu nehmen, aber
Milde und Schonung walten zu lassen. Dieses versprach er und
hielt seinen Einzug. Marius mit seiner Bande rückte nach,
machte aber plötzlich vor dem Thore Halt und rief mit bitterem
Hohne: „Verbannte dürfen nicht in die Stadt treten!" Da ver-
sammelten die Tribunen schnell das Volk, um die Verbannung
des Marius und der übrigen Geächteten aufzuheben. Aber kaum
hatten einige Tribus gestimmt, da übermannte ihn die Wuth,
und er brach auf. Zum Entsetzen war sein Einzug. Vor und
hinter ihm gingen die wilden Rotten seiner Bardiäer; auf wen
er zeigte, den hieben sie nieder. Auf dem Forum standen viele
Senatoren, ihn zu empfangen; ein Wink, und sie wurden nieder-
gehauen. Auch der Consul Octavius fand den Tod, und sein
Kopf wurde neben den Köpfen der erschlagenen Senatoren vor
der Rednerbühne aufgesteckt. In Verzweiflung gaben sich viele
selbst den Tod, unter ihnen der Consular Merula. Dann ordnete
Marius einzelne Banden seiner Bardiäer in die Häuser aller
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Extrahierte Personennamen: Sertorius Merula Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius